Die Wurzeln von Alaró
Über die Herkunft des Namens Alaró sind sich die Experten nicht einig. Auf der einen Seite steht die etymologische Nachforschung, die Linguisten wie Antoni Maria Alcover und Francesc de Borja Moll zur Ortsbezeichnung Ilurone – ein vermutlich aus dem Französischen stammenden Wort – führte, welche sich im Laufe der Latinisierung zu Olorone entwickelte und schließlich zum heutigen Alaró. Eine andalusische Erzählung scheint diese Theorie aber zu widerlegen. In den Texten um die arabische Eroberung der Insel beschreibt der Geograf und Historiker Al-zuhrî (11. Jahrhundert) den Widerstand, den die Byzantiner im Jahr 903 gegen die Moslems von einer großen Festung aus leisteten. Die Widerstandskämpfer bezeichnete der Araber als Hisn al’-rûm oder Hisn Alarum: Die alten Christen von der Burg
Beschreibung Al-Zuhrîs (11. Jhd.) vom Fall der Burg von Alaró
Auf dieser Insel existiert eine große Festung, die an einem hochgelegenen und öden Ort errichtet wurde und auf der Welt ihresgleichen sucht; man kennt sie unter dem Namen Hisn Alarum. Die Mallorquiner erzählen sich, dass die Rum sich nach der Eroberung der Insel in der Zeit Mohammeds über einen Zeitraum von acht Jahren und fünf Monaten in dieser Festung verschanzt hielten, ohne dass irgendjemand etwas dagegen unternehmen konnte; erst als ihnen die Vorräte ausgingen mussten sie aufgeben.
Diese Festung erhebt sich auf einem Berggipfel aus hartem Stein, auf dem eine ergiebige Quelle entspringt.
Die ersten Einwohner des Dorfes
Die frühesten Spuren einer Siedlung auf dem Gemeindegebiet von Alaró finden sich in den Überresten von Bauten aus der Talayot-Kultur, wie die Eisenzeit auf Mallorca genannt wird. Die Talayot-Kultur endete in der letzten Etappe der Frühzeit mit der Eroberung durch die Römer im Jahr 123 vor Christus.
Die Gebäude jener Zeit zeichnen sich durch die besondere Bautechnik aus: Die Steine wurden ohne jegliche Art von Mörtel zusammengefügt. Der Name dieser Kultur stammt vom Begriff Atalaya (Wachturm) ab, denn viele der Talayot genannten Bauten wurden an strategisch günstigen Orten als Verteidigungs- oder Aussichtsposten errichtet. Sie dienten vermutlich auch der Abhaltung von Zeremonien und als Wohnstätten, denn wie bei fast allen alten Konstruktionen auf der Welt wurde auch hier der Eingang in Richtung eines für die Menschen jener Epoche bedeutsamen Sterns oder Sternbildes gebaut.
In Alaró wurden zahlreiche Talayot-Ruinen in unterschiedlichem Zustand gefunden. Die Überreste befinden sich auf privaten Grundstücken, wurden aber zu „Orten von besonderer kultureller Bedeutung“ (BIC) erklärt und können deshalb nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Die offizielle Erklärung zum Ort von besonderer kultureller Bedeutung ist der höchste Schutz, den ein kulturelles Denkmal in Spanien erhalten kann. Die im Folgenden aufgeführten archäologischen Stätten wurden 1966 zu BIC erklärt und dementsprechend geschützt.
Es Picó und Son Palou Zwei Talayots aus der Eisenzeit. Der erste ist relativ gut erhalten, obwohl er von Vegetation überwachsen ist. Der Turm mit trapezoidem Grundriss von 9 mal 11 Metern und einer Höhe von 4,5 Metern verfügt immer noch über einen nach Süden ausgerichteten Türsturz, auch wenn dieser langsam zerfällt und vermutlich nicht mehr lange trägt. Der Weg ins Innere des Talayot ist versperrt, aber anscheinend nicht aufgrund eines Einsturzes, sondern mit Hilfe einer extra dafür angefertigten Mauer. Vom zweiten Talayot mit rundem Grundriss ist nur noch die erste Reihe Steine vorhanden, im Inneren wurde zur allgemeinen Überraschung ein Strommast aufgestellt.
S'Alcadena oder es Claper des Gegant Dieser ovale und etwas unregelmäßige Bergtalayot verfügt über einen Durchmesser von circa 8 Metern, ist etwa 3 Meter hoch und steht frei auf einer Hochfläche der Finca d’Alcadena. Der nach Südosten gehende Eingang zeigt direkt auf das Tal zu Füßen der Hochfläche. Eine der Seiten des Baus ist praktisch nicht mehr sichtbar, da sie von Steinen und Felsbrocken (umgangssprachlich claper genannt) bedeckt ist, die von den umliegenden Feldern entfernt wurden, um dort Ackerbau betreiben zu können. Das Innere des Turms wird von den Resten des eingestürzten Daches blockiert. Die Konstruktion ruht auf großen, unregelmäßigen Blöcken, die kaum behauen und grob ineinander eingepasst wurden. Dies weist darauf hin, dass die Steine im nahen Umfeld des Talayots abgebaut und nicht sonderlich sorgfältig bearbeitet wurden.
Bànyols (Puig de s’Apit) Ein Talayot mit rundem Grundriss, der aus kaum behauenen und ineinander gefügten Steinen besteht. Eine der größten Steinplatten ist 2,5 Meter lang, 1,4 Meter hoch und mindestens 1,1 Meter dick, ein Hinweis auf die monumentalen Ausmaße einiger dieser Bauten. Zwar steht der einzelne Talayot frei, trotzdem kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob er ursprünglich zu einer Ansammlung von Bauwerken zählte, da das umliegende Land stark parzelliert und landwirtschaftlich genutzt wurde. Der Turm steht am östlichen Hang des Puig de s’Apit, hat einen Durchmesser von 11 Metern und misst an der höchsten Stelle 3,3 Meter. Ein Eingang kann nicht ausgemacht werden, die Kammer ist eingestürzt.
Can Cabrit oder s’Era Vella In dieser Gegend befinden sich Überreste eines talayotischen Dorfes mit jeweils zwei runden und zwei rechteckigen Bauten. Bei weiteren Ausgrabungen in der Umgebung würden vermutlich noch mehr solcher Konstruktionen zum Vorschein kommen. Das am besten erhaltene Gebäude ist ein Talayot mit rechteckigem Grundriss, der 10 mal 11 Meter misst. An der Außenseite der östlichen und südlichen Mauern erkennt man Reste von anderen Bauten. Im Umfeld finden sich die Ruinen weiterer Konstruktionen. Auf dem Puig de Can Cabrit wurden die Überreste eines zweiten talayotischen Dorfes entdeckt, das am besten erhaltene Gebäude ist ein rechteckiger, 11 Meter langer, 10,40 Meter breiter und 2 Meter hoher Talayot. Ein Eingang in das Innere des Turms - durch den Einsturz der Decke unzugänglich - kann nicht mehr ausgemacht werden. Unmittelbar an die westliche Mauer angeschlossen und in der Umgebung liegen weitere prähistorische Ruinen verstreut. Im äußersten Süden des Dorfes befand sich ein weiterer Talayot mit rundem Grundriss und einem Durchmesser von 11 Metern. Es könnte sein, dass die beiden Dörfer früher zusammengehörten.
Barbaren und Byzantiner
Mallorca und damit auch Alaró waren fast durchgehend von fremden Kulturen besetzt. Alaró bot durch die Lage in den Höhen des Tramuntanagebirge eine außergewöhnliche Verteidigungsposition, die viele der Völker, die Mallorca im Laufe der Zeit nacheinander eroberten, für sich zu nutzen wussten.
Dies bezeugen schon die Fundstätten an den Steilhängen von Sa Bastida und dem Castell d’Alaró, die von der Geschichte der Gegend im 4. und 5. Jahrhundert erzählen. Es handelt sich hierbei um Überreste von spätrömischen Verteidigungsanlagen. Aus den Jahrhunderten nach dem Verfall des Römischen Imperiums sind keine Überreste mehr vorhanden, die von der Invasion und der späteren Siedlung der Vandalen aus dem afrikanischen Königreich Geiserichs (5. Jhd.) zeugen könnten.
Gegen Ende des 7. Jahrhunderts erobern die Mauren den Norden Afrikas, und im Jahr 707 wird von der ersten Landung auf Mallorca berichtet. Aber erst im Jahr 902-903 beginnt die Eroberung der Insel durch die Mauren, auch wenn es damals schon zum äußersten Bereich des byzantinischen Kaiserreiches gehörte und Steuern an Cordoba gezahlt wurden. Von diesen Geschehnissen erzählt auch der Geograf Al-Zuhrî in seinem Bericht über die achtjährige Belagerung der Festung.
Eines der bedeutsamsten Elemente, das aus der arabischen Epoche der Insel erhalten werden konnte, ist das Qanat (traditionelle arabische Form der Frischwasserförderung) der Quelle Ses Artigues, der ursprüngliche Brunnen und ein Teil der Strecke des Kanals.
Eroberung und Wiederbevölkerung
Die Eroberung Mallorcas durch die Truppen von Jaume I. dem Eroberer (auf Deutsch Jakob I. genannt) wurde als Kreuzzug gegen die Ungläubigen geführt, obwohl der Hauptgrund wie bei nahezu allen Überfällen und Invasionen vor allem wirtschaftliche Interessen war. Auf der einen Seite bedeutete eine erfolgreiche Invasion die Zunahme von Reichtum und Ländereien des Königs, der teilnehmenden Adligen und vor allem natürlich Prestige und Macht für die Eroberer. Zudem hatte die Eroberung der Insel durch die Mauren die Gewässer des Mittelmeers unsicher gemacht, und christliche Schiffe sahen sich ständigen Attacken durch Piraten ausgesetzt. Deshalb profitierten schlussendlich auch die Händler von der Rückeroberung, da sie nun sichere Warenbörsen in dieser Gegend aufbauen konnten.
Zwar wurde die Eroberung von den führenden Prälaten und Magnaten Kataloniens getragen, doch auch Ortschaften aus der Provence (Frankreich) und Ligurien (Italien) sowie die Städte Tortosa, Tarragona und Barcelona beteiligten sich, da diese am meisten unter den Plünderungen der Piraten litten.
Am 5. September 1229 legt unter der Führung von Jaume I. eine gewaltige Flotte von über 155 Schiffen, achthundert Rittern und tausenden von Soldaten von Katalonien aus in Richtung Mallorca ab.
Am 31. Dezember 1229 fällt die Hauptstadt Medina Mayurqua und mit ihr ein großer Teil des maurischen Widerstandes auf der Insel. König Jaume I. versucht erst bei seiner zweiten Expedition im Jahr 1231, die Burg von Alaró einzunehmen, da ein Angriff auf die felsige Festung einige Schwierigkeiten bereitete. Trotzdem ist in den bergigen Regionen bereits ein Guerillakrieg im Gange, der bis 1232 andauern soll. Erst nach der Einnahme der Festungen von Alaró, Felantix und Pollença kann von der Eroberung ganz Mallorcas gesprochen werden.
Die Legende war geschmiedet und die Burg von Alaró galt über viele Jahrhunderte hinweg als strategisch äußerst bedeutsam: Die sprichwörtliche Uneinnehmbarkeit sicherte demjenigen, der die Macht über die Burg verfügte, den letzten Widerstand im Falle eines neuen Angriffs auf Mallorca.
Jaume I. besiegelte das Schicksal Mallorcas mit einigen Fakten, die die Geschichte der Insel bestimmen sollten: Die Gründung eines Königreiches mit eigenen Institutionen, das Repartiment (die Aufteilung der Ländereien unter den Magnaten, die vor Beginn der Eroberung proportional zu den zur Verfügung gestellten Truppen und Geldmitteln festgelegt worden war), das Repoblament (die Schaffung von Siedlungen neuer Bewohner in den zurückeroberten Gebieten) und die Christianisierung der Bevölkerung. Nach der Verteilung der Ländereien Alarós gehörten diese zum Bezirk Canarossa des Vicomtes von Bearn.
Beim Tode Jaume I. regelte sein Testament die Aufteilung der Länder unter seinen Söhnen: Das Königreich Mallorca ging an Jaume II. (Jakob II. von Mallorca) über. Im Jahr 1285 wollte Alfonso III. von Aragon, Neffe des Magnaten, die Insel erobern und begann einen Angriff, bei dem er die Truppen seines Vaters befehligte. Als er sein Ziel schon fast erreicht hatte und ein Großteil der Siedler ihm bereits die Treue geschworen hatte, machte er sich auf den Weg zum Castell von Alaró. An diesem Punkt vermischen sich Tatsache und Legende, denn nach vielen Jahrhunderten kann nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden, ob die Details der Geschichte der Wahrheit oder der Fiktion entsprechen.
Alfons von Aragon traf bei seiner Ankunft bei der Festung auf den Widerstand der aus Alaró stammenden Guillem Cabrit und Guillem Bassa, die sich im Namen des Königs von Mallorca auf der Burg verschanzt hatten und sich weigerten, die Autorität des neuen Monarchen anzuerkennen. Die Festung fiel am Ende doch, und Cabrit und Bassa wurden gefangen genommen und über glühenden Kohlen auf der Plaza de Los Damunt verbrannt.
Malgrat que la conquesta va ser finançada pels principals prelats i magnats de Catalunya, altres poblacions de Provença (actualment França) o Ligúria (actualment Itàlia) també hi participaren, com també les ciutats de Tortosa, Tarragona i Barcelona, que al cap i a la fi eren les més afectades pels atacs pirates.
El 31 de desembre de 1229 cau la capital Medina Mayurqa, i amb ella gran part de la resistència de l’illa.
se sàpiga si els detalls del relat pertanyen a la realitat o a la ficció.
La llegenda es forjava. El castell d’Alaró durant molts de segles es va considerar de vital importància: a la seva imbatibilitat proverbial assegurava a aquell qui el posseís, la resistència final en cas d’un nou atac contra Mallorca.
Die Legende von Cabrit und Bassa
Von den Küsten Kataloniens laufen 1285 die Heerscharen von Pedro el Grande (Peter III. von Aragon) unter der Führung seines Sohnes Alfons III. el Franco (Alfons der Prächtige) aus. Nach der Ankunft auf Mallorca erfährt er vom Tode seines Vaters und stürzt sich als junger König in die Schlacht. Die Soldaten Alfons‘ nahmen am 19. November 1285 die Stadt von Mallorca und in der Folge die ganze Insel bis auf das Castell d’Alaró ein:
Im Königreich Mallorca, das König Alfons erobert hatte, leistete nur eine einzige Festung, die sich Alaró nennt, Widerstand. Als der junge König davon erfuhr, zog er zu der Festung und forderte die Verteidiger auf, sich zu ergeben.
Einer von ihnen rief: Wer ist das, der von uns verlangt, die Burg aufzugeben? Der König antwortete: Ich bin Alfons, König von Aragon und von Mallorca, woraufhin der Soldat spöttisch antwortete:
Wir kennen keinen anderen König als Jaume, dem wir die Treue geschworen haben und halten werden, und anfós essen wir mit Soße (Alfons klingt ähnlich wie das katalanische Wort für Zackenbarsch, anfós). Der König erwiderte: Wie heißt derjenige, der spricht? Und der Soldat antwortete: Ich heiße Cabrit und mein Kamerad heißt Bassa. Der König sagte: Ich schwöre dir, da du Zicklein heißt (Cabrit heißt auf Katalanisch Zicklein), werde ich dich wie ein Zicklein über dem Feuer rösten. Und so geschah es, als die Burg am Ende fiel, wurden die beiden über glühenden Kohlen auf dem Spieß verbrannt.
Papst Honorius IV. drohte dem König von Aragón wegen dieser grausamen Tat mit der Exkommunikation. Auf das flehentliche Bitten um Gnade hin zwingt er ihn, das Königreich Mallorca an seinen Onkel zurückzugeben, den rechtmäßigen Erben. Das Königreich wurde schließlich erst Jahre später vom Sohn von Alfons von Aragón an Jaume II. übergeben.
Von den beiden Helden sind keine weiteren Details bekannt, aber sie waren keine einfachen Soldaten, die dem Befehl des Burgvogts unterstanden, sondern einflussreiche Anhänger Jaume II. von Mallorca.
In der Kathedrale von Palma wurde zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria und aller Heiligen ein Altarbild gestiftet, auf dem Cabrit und Bassa als Heilige Märtyrer ebenfalls abgebildet sind. Am Sonntag nach Allerheiligen wird der Vorkommnisse während einer Messe in der Kathedrale gedacht. In der Kapelle Nuestra Señora de la Piedad werden immer noch die Reliquien der Märtyrer aufbewahrt, außer den zwei Rippen, die ins Oratorio de la Virgen del Refugio im Castell d’Alaró gebracht wurden. Dort werden sie bis heute in einer Mauernische ausgestellt. Das mallorquinische Volk verehrte die beiden bis weit ins 17. Jahrhundert hinein nicht nur als Ehrenmänner, da sie dem geleisteten Schwur bis zu letzt treu blieben, sondern auch im religiösen Sinne als Heilige.
Mittelalter und dunkle Jahrhunderte in Alaró
In den Jahren, die auf die Eroberung der Insel folgten, konzentrierte man sich auf die Entwicklung der Haupttätigkeit in der Gemeinden, der Landwirtschaft. Die Diversifizierung des Primärsektors bewahrte über Jahrhunderte hinweg die Wirtschaftstätigkeit der Alaroners. Zu den zahlreichen Berufen jener Zeit gehörten zum Beispiel die Traginers (die das auf den Fincas und Gutshöfen hergestellte Öl transportierten und verkauften), Köhler (die Kohle aus Steineiche herstellten), Kalkbrenner oder Margers (die in den Bergregionen für den Bau von Trockensteinmauern zuständig waren). Eine der führenden Manufakturen Alarós widmete sich der Herstellung von Seide, zu diesem Zweck wurden Maulbeerbäume gepflanzt, von deren Blättern sich die Seidenraupen ernähren.
Die erste Kirche des Dorfes stand im Viertel Los Damunt, vermutlich nahe der Stelle, an der sich heute die Häuser von Sa Bastida befinden. Der Bau einer neuen Kirche Mitte des 14. Jahrhunderts war die Geburtsstunde des heutigen Ortskerns von Alaró, dem Viertel Los Davall, das sich entlang des Bewässerungsgrabens der Quelle Ses Artigues entwickelte. Das Viertel war damals wie heute von Los Damunt durch den Sturzbach Na Marranxa räumlich getrennt. Los Davall verwandelte sich in den geschäftigsten Bereich des Dorfes, in dem sich der urbane und wirtschaftliche Fortschritt der folgenden Jahrhunderte zentralisierte. In jenen Jahren war das hervorragende Olivenöl, das in der Gemeinde produziert wurde, eines der mächtigsten Tauschmittel mit dem Rest der Insel, vor allem aber mit Palma.
Die Ölmühlen (tafones) waren in der Geschichte Alarós eine bedeutende Agrarindustrie: 1871 beschrieb Erzherzog Ludwig Salvator Alaró als drittgrößten Ölproduzenten der Insel hinter Sóller und Lloseta.
San Roque
Im 17. Jahrhundert litt ganz Mallorca durch den Ausbruch der Pest großen Mangel. Im Jahr 1652 wütete die Epidemie auf der Insel, besonders wild aber in Alaró, wo 360 Einwohner starben. Die Tragödie löste eine Verehrung von San Roque aus, dem Schutzheiligen gegen die Pest, der in unzähligen Gebeten angefleht wurde und dem man das Ende der Epidemie zuschreibt. 1771 wurde er zum Schutzheiligen des Dorfs ernannt, und jedes Jahr feiern die Einwohner ihren Heiligen mit einem Fest am 16. August. Während jener Jahrhunderte nahm die Bedeutung des Castells als Verteidigungsfestung kontinuierlich ab, und die Burg verwandelte sich wegen der zunehmenden frommen Nutzung nach und nach in ein Heiligtum. Die strategische Bedeutung und der militärische Unterhalt verloren sich in jener Zeit gänzlich. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Festung auch als Einsiedelei genutzt. Der aus Alaró stammende Joan Mir Vallès ließ sich für lange Jahre im Castell nieder, um sich als Zeichen seines spirituellen Rückzugs und seiner christlichen Ergebenheit der Meditation sowie dem Erhalt und Schutz der kleinen Kapelle zu widmen. Nachdem Vallès erkannte, dass die Nutzung und religiöse Popularität des Castells zunahm, zog er sich nach Valldemossa zurück. Aus dem 17. Jahrhundert stammt auch der Bau der Kapelle de la Virgen del Refugio und ein Kreuzweg, dessen Stationen die treuen Gläubigen auf ihren Pilgermärschen hoch zur Festung begleiteten.
Alaró, Dorf der Pioniere: Moderne und Innovation
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann im Dorf ein unaufhaltbarer Industrialisierungs- und Innovationsprozess. Die Bewohner des Dorfes waren Pionieren der fortschreitenden Manufakturierung und besaßen zudem Unternehmungsgeist. Diese beiden Faktoren führten dazu, dass Alaró das erste Dorf der Insel mit elektrischem Strom und mit einem Kino war und, in späteren Zeiten, mit dem ersten lokalen Fernsehsender.
Vor allem die Schuhherstellung entwickelte sich schnell zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Dorfes, der die Landwirtschaft als Hauptbeschäftigung der Bevölkerung ablöste. Hinzu kam eine Rezession des Ölmarktes im 19. Jahrhundert, der auch die Tätigkeit in den Olivenhainen und in den Ölmühlen deutlich reduzierte. Zu der florierenden Entwicklung der Schuhfabrikation gesellten sich die Braunkohleminen als Wirtschaftsmotor des Dorfes. 1881 wurde die erste Eisenbahnlinie zwischen Alaró und Consell eingeweiht.
Obwohl das wirtschaftliche Wiederaufleben jener Jahre die Entwicklung Alarós mitbestimmt hat, sorgte ein weiterer Faktor für drastische Veränderungen in der Morphologie und Geschichte der Gemeinde: Consell, bis dahin ein Teilort des Dorfes, trennte sich 1925 von Alaró ab.
Elektrifizierung
In Alaró wurde im Jahr 1901 – noch vor Palma – das erste Elektrizitätswerk der Insel in Betrieb genommen. Die Einweihung des Werkes brachte einen beachtlichen Wachstums- und Modernisierungsprozess in Gange, der sich positiv auf das wirtschaftliche und soziale Zusammenleben im Dorf auswirkte.
Betrieben wurde das Elektrizitätswerk von den Gebrüdern Gaspar und Josep Perelló Pol. Während einer Reise nach Barcelona hatte Gaspar Perelló ein Elektrizitätswerk besichtigt, dort hatte man ihm die Maschinenpläne zur Verfügung gestellt. Zurück in Alaró begannen die Brüder mit dem Bau eines ähnlichen Werkes. Die Maschine funktionierte wie ein Wärmekraftwerk, das von einer Dampfmaschine mit 100 Pferdestärken angetrieben wurde und Strom erzeugte. Die Eröffnung am 15. August 1901 geriet zum sozialen Ereignis, an dem unzählige Besucher teilhaben wollten, und zwar sowohl aus den Nachbarorten als auch aus der Inselhauptstadt. Von hier aus fuhren sogar Sonderzüge zu den Feierlichkeiten. In den Zeitungen jener Zeit las sich das so:
Natürlich durften auch Sackpfeifen und Tamburins nicht fehlen. Die Cossiers tanzten während des Offertoriums in der Kirche und im Maschinenraum. Als in der Nacht im ganzen Dorf das Licht anging, brach die Menge, die sich auf den Straßen versammelt hatte, in Applaus aus. Im Jahr 1917 verkauften die Brüder Perelló das Werk und das dazugehörige Verteilernetz, das bis nach Consell, Binissalem und Lloseta reichte, an das Unternehmen “Mallorquina de Electricidad”. Vom ehemaligen Elektrizitätswerk sind heute nur noch Überreste des Schornsteins übrig, die 2001 pünktlich zum 100jährigen Jubiläum restauriert wurden.
Kino
Die Brüder Perelló gaben sich nicht mit der Eröffnung des Elektrizitätswerks zufrieden, sie nahmen sich vor, das Kino nach Alaró zu bringen. Auch das gelang ihnen, und 1903 nahm das erste Lichtspielhaus Mallorcas seinen Betrieb auf. Einige Zeit lang kamen Menschen von der ganzen Insel nach Alaró, um sich hier Filme anzuschauen, denn erst Jahre später wurden weitere Lichtspielhäuser in Palma und anderen Gemeinden eröffnet.
Schuhwerk
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Alaró die ersten Schuh-Manufakturen gegründet, ein Industriezweig, der sich bis heute halten konnte. Jaume Pizà Jaumico eröffnete 1870 die erste Schuhmacherwerkstatt, und nach und nach etablierten sich weitere Fabriken: Can Pau Coll, Can Joan Vidal oder Can Pericàs. Die ersten Exporte gingen nach Amerika, und während des Ersten Weltkrieges spezialisierten sich die Schuhmacher auf Stiefel, mit denen sie die französische Armee versorgten. 1955 gab es auf dem ganzen Gemeindegebiet 50 Schuhmacherwerkstätten. In engem Verbund mit der Herstellung von Schuhen entwickelten sich weitere Produkte, die mit dem Verkauf der Schuhe zu tun hatten.
So wurden beispielsweise zwei Kartonfabriken gegründet. Obwohl sie ursprünglich dazu gedacht waren, den Versand der Schuhe aus Alaró zu erleichtern, versorgten sie am Ende die halbe Insel. Einige Tischler spezialisierten sich sogar auf die Herstellung von Holzschachteln, die ebenfalls für den Transport der Schuhe gedacht waren.
Braunkohleminen
Auch die Braunkohle sorgte in Alaró für Wohlstand. In den ersten dreißig Jahren des 19. Jahrhunderts begann der Abbau des Minerals in den Minen. Erzherzog Ludwig Salvator beschreibt in seinem Buch zwei davon: La Fortuna und la Dolores. Mitte des 20. Jahrhunderts waren sechs Minen in Betrieb. In den 70er Jahren wurden sie vom Instituto Nacional de Industria aufgekauft. Nach dem teilweisen Verkauf an das Energieunternehmen GESA wurde die gesamte Kohle für den Betrieb der mallorquinischen Wärmekraftwerke genutzt. 1988 hatte die Zahl der Minen bereits beträchtlich abgenommen und ein Jahr später wurden auch die letzten wegen mangelnder Rentabilität aufgegeben.
Straßenbahn
Der unerbittliche Verlauf der Zeit hat fast alle Spuren der nicht mehr existenten Bahngesellschaft Alarós getilgt. Die Erweiterung und der neue Streckenverlauf der Landstraße Consell-Alaró macht es nahezu unmöglich, den alten Schienenverlauf nach zu vollziehen.
Die 1875 eröffnete Bahnlinie von Palma nach Inca brachte die Bewohner von Alaró auf die Idee einer eigenen Eisenbahn, damit das Dorf nicht vom industriellen Fortschritt abgeschnitten werde und Handelsbeziehungen ausgebaut werden könnten. Der Plan wurde am 22. Mai 1881 mit der Eröffnung der 3,4 Kilometer langen Strecke verwirklicht, die Alaró mit der Hauptlinie Palma-Inca verband.
Aufgrund von Geldmangel wurde die Strecke mit tierischer Hilfe eingeweiht – Maultiere zogen die Lasten von Consell bis nach Alaró, der Rücktransport erfolgte mit Hilfe der Schwerkraft. Erst später wurden die Tiere von einer motorbetriebenen Bahn ersetzt. Der Zugbetrieb wurde eingestellt, nachdem sich der Transport ab den 30er Jahren zunehmend auf die Straße verlagert hatte.
Republik, Bürgerkrieg und die Nachkriegszeit
Das Phänomen der Globalisierung und seine Konsequenzen sind kein Alleinstellungsmerkmal der heutigen Zeit: Das Ende des Ersten Weltkrieges ließ in Alaró die Bestellungen für Militärstiefel einbrechen, worunter der Sektor sehr zu leiden hatte. Einige Schuhmacher mussten daraufhin mangels Arbeit nach Frankreich und Argentinien auswandern.
Die Jahre vor der Ausrufung der II. Republik 1931 waren entscheidend für die beginnenden sozialen und Arbeitervereinsbewegungen, die den Verlauf der kommenden Ereignisse beeinflussen sollten. In den Jahren der Republik arbeitete man in Alaró intensiv am Thema Bildung, das schlug sich im kulturellen Angebot nieder. Dazu gehörte beispielsweise die Eröffnung einer Bibliothek, Erwachsenenbildung und natürlich das Vorzeigeprojekt: Der Bau einer neuen Schule, die noch heute in Betrieb ist.
Von den Aufständen im Oktober 1934 wurde Alaró nicht erfasst, trotzdem erfolgten Festnahmen, zudem wurde der linksorientierte Gemeinderat abgesetzt. Der Staatsstreich vor den Wahlen von 1936 war der Beginn der düstersten Jahre in Spaniens jüngerer Geschichte. Für Alaró war der Bürgerkrieg eines der traurigsten Ereignisse in der Geschichte des Dorfes.
Alaró heute
Nach den Jahren der Nachkriegszeit wird in Alaró die ergiebige Tätigkeit in den Fabriken und Minen wieder aufgenommen. Ab den sechziger Jahren müssen die Dorfbewohner nicht mehr emigrieren, um Arbeit zu finden – im Gegenteil, nun kommen Menschen von anderswo, um hier im Dorf zu arbeiten.
In den 80ern führten die starke Exportabhängigkeit mit den USA und der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zum Beginn der Krise im Schuhsektor, die später zum quasi völligen Verschwinden der Schuhfabriken führt. Heute existieren nur noch wenige Unternehmen wie zum Beispiel das Unternehmen Toni Mora, die Geschäftszentrale von Hijos de Joan Vidal – die nach wie vor Stiefel an verschiedene Armeen auf der ganzen Welt liefern –, oder der Sitz der weltbekannten Marke Camper, einem der wichtigsten Vertreter spanischer Schuhe auf dem internationalen Markt.
Alaró verfügt heute nicht mehr über eine ausgeprägte Wirtschaftsstruktur, – wie fast alle Dörfer Mallorcas, die früher auf eigene Industriezweige verweisen konnten – und hat sich in ein ruhiges Wohndorf verwandelt. Dank der hervorragenden geografischen Lage und des aktiven sozialen Lebens gibt es im Ort aber eine moderate Handelsaktivität, die durch die Besuche von Touristen noch verstärkt wird.